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Archiv

Die internationale Sommeruniversität findet seit dem Jahr 2012 jährlich an wechselnden Orten in der deutsch-dänischen Grenzregion statt und wird gemeinschaftlich von Dr. Martin Göllnitz (Marburg), Prof. Dr. Thomas Wegener Friis (Odense), Dr. Mogens Rostgaard Nissen (Flensburg), Dr. Caroline E. Weber (Sønderborg) und Prof. Dr. Nils Abraham (Köln) sowie wechselnden Partner:innen veranstaltet. Als gemeinsame Kooperationsveranstaltung mehrerer deutscher wie dänischer Universitäten und Kulturinstitutionen richtet sich die Sommeruniversität an Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen. Hier finden Sie eine Übersicht über die bereits vergangenen Sommeruniversitäten.


Sommersemester 2023: Borders as spaces of security and insecurity
Tagungsort: Bildungsstätte Knivsberg, 6. bis 12. August 2023
Inhalt: Ein Europa ohne Grenzen – mit diesem Traum ist es vorerst vorbei. Eine Reihe von Mitgliedstaaten der Europäischen Union hat im März 2020 aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie ihre Grenzen geschlossen und damit die wirkmächtige Denkfigur des „Primats der Außenpolitik” wiederbelebt. Diese Vorstellung von einer klaren Unterscheidung äußerer und innerer Sicherheit und daraus resultierender Grenzziehungen ist in vielen Fällen das Produkt neuer – häufig globaler – Sicherheits- und Unsicherheitswahrnehmungen. In ihr spiegelt sich eine erneute Hochphase europäischer National- und Territorialstaatlichkeit, wie wir sie seit der Flüchtlingskrise 2015 und dem gleichzeitigen Aufstieg nationalistischer Parteien beobachten können. Allerdings waren Sicherheitsdynamiken schon immer Territorialisierungsdynamiken und unterlagen vor allem im 19. und 20. Jahrhundert der Logik des Statebuilding. Ein Beispiel für diese Entwicklung stellt die deutsch-dänische Grenzregion dar, die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts von zahlreichen Konflikten geprägt war und die das binationale Verhältnis Deutschlands und Dänemarks bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte. Umso mehr erstaunt daher, dass der offensichtliche Wechselbezug zwischen Räumlichkeit und Sicherheit mit Blick auf die deutsch-dänische Grenzregion bislang nur wenig reflektiert worden ist. Immerhin sind stabile und wechselseitig anerkannte Grenzen nur bedingt Trennlinien, vielmehr entwickeln sie sich oftmals zu Referenzpunkten für Austausch und Interaktion. Dieser Durchlässigkeit von Grenzen unter dem Blick von Sicherheitsaspekten wird sich die Sommeruniversität 2023 widmen.


Sommersemester 2022: Minorities in the German-Danish border region
Tagungsort: Bildungsstätte Knivsberg, 7. bis 13. August 2022
Inhalt: Die deutsch-dänische Grenzregion ist etwas Besonderes. So besonders, dass die deutschen und dänischen Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze gemeinsam beschlossen haben, sie zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zu machen. Nun, der Antrag wurde später abgelehnt, aber das ändert nichts an der Einzigartigkeit eines Teils des Landes, der mit drei anerkannten Minderheiten eine reiche kulturelle Vielfalt bieten kann. In ganz Europa gilt das deutsch-dänische Minderheitenmodell als Vorbild für ein friedliches Zusammenleben von Mehrheit und Minderheit. Aber es war nicht immer so friedlich. Vor allem die Zeit von 1933 bis 1945 hat eine tiefe Kluft zwischen den einzelnen Volksgruppen in der Grenzregion verursacht. Am regionalen Fallbeispiel beleuchten die Studierenden der Sommeruniversität unterschiedliche Narrative, besuchen Erinnerungsorte in der deutsch-dänischen Grenzregion und diskutieren die Relevanz von Minderheiten für unsere aktuelle Gesellschaft. In diesem Zusammenhang erarbeiten die Studierenden Podcasts, in denen sie individuelle Zugänge zur Geschichte, Kultur oder Politik von multiethnischen Gesellschaften aufzeigen.


Sommersemester 2021: 101 Years of German-Danish Friendship? (Staging of) Remembrance in a Border Region
Tagungsort: Løgumkloster Højskole, 8. bis 14. August 2021
Inhalt: Im Jahr 2020 jährten sich die Volksabstimmungen in Schleswig und die Grenzziehung zwischen Dänemark und Deutschland zum 100. Mal. Regional und national wurde dieses Jubiläum im Vorfeld auf die jeweilige politische Agenda gesetzt und 2020 als regelrechtes „Erinnerungsjahr“ inszeniert. Früh wurde klar, dass sich das dänische und das deutsche Narrativ über die Grenzgeschichte signifikant unterschieden, und dass die nationalen Minderheiten in der Grenzregion auch jeweils ihre ganz eigenen Erinnerungen an „1920“ haben. Dann kam die Covid-19 Pandemie und die meisten der zahlreichen kulturellen Veranstaltungen wurden abgesagt. Einige Projekte wurden jedoch ins Jahr 2021 verschoben, was uns fragen lässt, was Jubiläen für unsere kulturelle Erinnerung überhaupt bedeuten, wenn nun 100+1 Jahr deutsch-dänische Grenze freundschaftlich gefeiert werden. Wir beleuchten am regionalen Fallbeispiel unterschiedliche Narrative, besuchen Erinnerungsorte in der deutsch-dänischen Grenzregion und diskutieren die Relevanz von inszenierter Erinnerung für unsere aktuelle Gesellschaft. Um den Inszenierungscharakter von Geschichtserzählung(en) nachvollziehen zu können, erarbeiten die Studierenden Podcasts, in denen sie individuelle Zugänge zur Geschichte, Kultur oder Politik von multiethnischen Gesellschaften aufzeigen können.


Sommersemester 2020: Contested Borders 1920-2020
Tagungsort: Jaruplund Højskole, 16. bis 22. August 2020
Inhalt: Ein Europa ohne Grenzen – mit dem Traum ist es vorerst vorbei. Eine ganze Reihe von Mitgliedstaaten der EU hat im März 2020 aufgrund der Sars-Cov2-Pandemie ihre Grenzen geschlossen. Schon im Jahr 2015 wurde während der sogenannten „Flüchtlingskrise“ über Grenzschließungen diskutiert und vereinzelt sogar Grenzkontrollen im Schengen-Raum eingeführt. Europa erlebt seitdem eine Hochphase von national- und territorialstaatlichem Denken – auch in der Parteienlandschaft. Grenzen waren allerdings schon immer politische und territoriale Spannungsräume und unterlagen seit jeher der Logik des „State building“. Anlässlich des 100. Jubiläums der Volksabstimmung von 1920 befassen wir uns in der Sommeruniversität 2020 mit der deutschdänischen Grenze aus historischer, kulturwissenschaftlicher und didaktischer Perspektive. Um diese Grenze wurden seit dem 19. Jahrhundert regionale und nationale Konflikte ausgetragen, die das Verhältnis Deutschlands und Dänemarks bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten. Erst seit den 1950er Jahren bemühten sich die beiden Länder um gute bilaterale Beziehungen und um ein friedliches Zusammenleben von Mehrheiten und Minderheiten in der Region. Unsere Sommeruniversität findet zwar mitten in diesem Grenzraum statt, doch der deutschdänische Fall bildet lediglich den Ausgangspunkt für übergreifende Fragen und Perspektiven zu den unterschiedlichsten europäischen Grenzen: Welche Konflikte prägten die Menschen, Mehrheiten wie Minderheiten, in einer Grenzregion und wie wirken sich Grenzräume auf zwischenstaatliche politische wie kulturelle Beziehungen aus? Welche Rolle spielt das Nationalbewusstsein für eine Grenzregion, damals und heute? Und last but not least, ist das deutsch-dänische Grenzland tatsächlich ein europäisches Vorbild?


Sommersemester 2019: Minorities – Problem or Diversity?
Tagungsort: Jaruplund Højskole, 19. bis 25. August 2019
Inhalt: Nicht selten wurden im Europa des 20. Jahrhunderts die zahlreichen Minderheiten von der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung mit Misstrauen bedacht und des Separatismus’ verdächtigt. Dies war auch im deutsch-dänischen Verhältnis zeitweise der Fall. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entspannten sich mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der NATO die Beziehungen zwischen den Volksgruppen sowie zwischen den beiden Ostseeanrainerstaaten Dänemark und Deutschland. Dennoch brauchte es fast einhundert Jahre, bis die umstrittene Region und ihre drei Minderheiten (neben einer deutschen und dänischen gab es auch eine friesische) sich als „Europäisches Model“ rühmen konnten. Angesichts des deutsch-dänischen Freundschaftsjahres 2020 befassen wir uns in der Sommeruniversität 2019 mit der Entstehungsgeschichte der Minderheiten in der deutsch-dänischen Grenzregion. Welche Konflikte gab es in der Geschichte und welche gibt es noch heute? Wie bereichern die Minderheiten das kulturelle Leben in der Region? Was haben Minderheiten mit Politik zu tun? Die Sommeruniversität findet zwar in unmittelbarer Grenzlage statt, der deutsch-dänische Fall stellt aber nur den Ausgangspunkt in Bezug auf übergreifende Fragen und Perspektiven zu den unterschiedlichsten Minderheiten in Europa dar.


Sommersemester 2018: War and revolution: The German-Danish border region after the First World War
Tagungsort: Europäische Akademie Schleswig-Holstein, 18. bis 24. August 2018
Inhalt: Im Jahr 1918 endete der Erste Weltkrieg und in der Folge wurden die Grenzen Europas neu gezogen. Auch die heutige deutsch-dänische Grenze wurde im Zuge der Versailler Friedensverträge vorbereitet und schließlich im Frühjahr 1920 durch eine Volksabstimmung entschieden, weshalb das Jahr 2020 vor allem in Dänemark als „Wiedervereinigung“ gefeiert wird. Auf deutscher Seite dagegen wird derzeit an den Kieler Matrosenaufstand von 1918 erinnert, der mit der Kriegsniederlage für das Ende des Kaiserreiches steht. Während der Sommeruniversität betrachten wir die historischen Entwicklungen seit 1918 auf gesellschaftlicher, politischer und kultureller Ebene und fragen, wie zwei Weltkriege, Grenzrevisionismus und Sabotage aber auch kulturelle Revolutionen und ein wachsendes Verständnis füreinander das Leben im Grenzgebiet beeinflusst und verändert haben. Die Geschichte der deutsch-dänischen Grenzregion wird stets im europäischen wie globalen Kontext analysiert, sodass die heutige Region Sønderjylland/Schleswig als Fallbeispiel einer Grenzregion dient.


Sommersemester 2017: German-Danish border region – from conflict to European model
Tagungsort: Tagungszentrum Christianslyst, 12. bis 18. August 2017
Inhalt: Vor 150 Jahren annektierte Preußen die ehemaligen dänischen Länder Schleswig, Holstein und Lauenburg – eine Region, die geopolitisch stets umstritten blieb. Ihr Schicksal war eng mit den machtpolitischen Konjunkturen der europäischen Nationalstaaten verbunden und ist bis heute Spiegelbild der deutsch-dänischen Beziehungen. Die Menschen in dieser Region mussten sich über die Jahre immer wieder die Frage nach Ihrer Identität stellen: Waren sie Schleswiger, Holsteiner, Schleswig-Holsteiner, Preußen oder Reichsangehörige? Fühlten sie sich dänisch oder deutsch? Diese Fragen blieben eine Konstante in der Geschichte der Region und waren ein Barometer für das Klima der Beziehungen zwischen den benachbarten Staaten. Ziel der Sommeruniversität ist, die wechselhafte Geschichte der deutsch-dänischen Grenzregion und ihrer Entwicklung vom Konfliktfeld der europäischen Nationalstaaten zu einer Modellregion in Europa nachzuzeichnen. Wenngleich diese Region geographisch klein erscheint, können an ihr wichtige Stationen der europäischen Geschichte exemplarisch dargestellt werden. Hinsichtlich der friedlichen Lösung von Minderheitenfragen hat sie heute Vorbildcharakter in Europa, deren Untersuchung einen Schwerpunkt der siebentägigen Veranstaltung ausmachen wird.


Sommersemester 2016: Past and Present in the German-Danish Relations
Tagungsort: Tagungszentrum Christianslyst, 13. bis 19. August 2016
Inhalt: Im Jahr 2015 und 2016 sorgten sowohl Dänemark als auch Deutschland für Schlagzeilen in Europa, aber beide Länder wählten oft verschiedene Wege in der internationalen Politik. Dennoch sind sie heute enge Partner in der NATO und EU. Aber wie ist es dazu gekommen? Die Sommerschule 2016 untersucht die Hintergründe und die aktuellen Herausforderungen der Nachbarschaft im Norden. 1945, die „Stunde Null“ der deutsch-dänischen Beziehungen, stellt den Ausgangspunkt des Seminars dar. Zwischen beiden Staaten treten Kooperation und wachsendes Vertrauen an die Stelle der Kriegsfeindschaft. Konflikte um die Grenze in Schleswig und die daraus resultierenden nationalen Minderheiten konnten in gegenseitiger Übereinstimmung gelöst werden. Für die Minderheiten galt es, eine neue Rolle in einem friedlichen Nordeuropa zu finden. Nach Ende des Kalten Krieges mussten beide Staaten ihre Rollen im globalen und europäischen Konzert neu definieren.


Sommersemester 2015: The German-Danish Relations: From Enemies to Partners
Tagungsort: Tagungszentrum Christianslyst, 16. bis 22. August 2015
Inhalt: Im 19. Jahrhundert verschoben sich die Machtverhältnisse im westlichen Ostseeraum. Dänemark stieg in die zweite Liga des europäischen Machtspiels ab, während Deutschland unter preußischer Führung zur europäischen Großmacht aufstieg. Der Ostseeraum wurde zur deutschen Interessensphäre, während sich Dänemark im Schatten eines übergroßen Nachbarn befand. Der Zweite Weltkrieg stellte einen absoluten Tiefpunkt der Beziehungsgeschichte dar. Dänemark war 1940-1945 von deutschen Truppen besetzt und obwohl das Land nach europäischem Maßstab mit relativ wenigen Opfern davon kam, hinterließen die sogenannten „fünf verdammten Jahre“ ein anti-deutsches Ressentiment. Umso erstaunlicher war die Entwicklung nach dem Krieg. In den neuen Machtstrukturen entwickelten sich die Beziehungen zwischen Dänemark und der Bundesrepublik Deutschland günstig. Im Rahmen der NATO und der europäischen Zusammenarbeit entstand ein vertrauensvolles Miteinander der beiden Länder. Meilensteine waren die Initiative zur Besserung des kulturellen Eigenlebens der nationalen Minderheiten im Grenzraum.